|
Und siehe, eine Frau war da, ... und sie war
verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten. Als aber Jesus sie sah, rief er
sie zu sich und sprach zu ihr: Frau, du bist erlöst von deiner Krankheit!
Lk 13,11-12 Ich erinnere mich genau, dass wir als Schulkinder, wenn wir
früh das Haus verließen, häufig einem alten Mann begegneten, der ganz verkrümmt
am Stock lief. Er konnte nur immer zu Boden sehen. In seinem Blickfeld lagen die
eigenen Füße und nur ein kurzes Stück des Weges. Niemals blickte er geradeaus
oder jemandem ins Gesicht. Wir sahen ihn damals mitleidig an, wichen aber scheu
aus. Wir hätten ihn niemals angesprochen. Ich fürchte, der namenlosen Frau
aus dem Evangelium ist es nicht anders ergangen. Dabei hatte sie bestimmt eine
große Sehnsucht danach, aufrecht und erhobenen Hauptes durchs Leben zu gehen.
„Aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz
Gerades gezimmert werden.“ So brachte der Philosoph Kant unser menschliches
Dasein auf den Punkt. Hat er recht? Wenn wir das für uns gelten lassen, gewinnt
die biblische Geschichte eine brennende Aktualität. Es wird deutlich, dass das
in sich selbst verkrümmte Dasein durchaus etwas mit uns zu tun hat. Es lohnt
sich, das eigene Leben darauf hin zu überdenken. Das Evangelium erzählt,
dass Christus eines Tages der verkrümmten Frau entgegen kommt. Er muss sie
einfach ansprechen; anscheinend kann er nicht anders. Sein Wort richtet sie auf.
Wenn er spricht, dann wird der Mensch heil. Das war schon immer so. Es ist so
geblieben bis auf den heutigen Tag. Herr, richte mich auf mit dem Wort
deiner Liebe. Pfr. Dr. Ilgner

|
Georg-Palitzsch-Straße 2 in 01239 Dresden -
+49 /
351 / 28 411 49 -
E-Mail-Kontakt
-
Impressum
-
Datenschutz |